In Selbach gab es schon eine Schule seit der Mitte des 19. Jahrhunderts, seit 1847, einem Jahr vor der 48er Revolution.
Vorher hatte man die Schüler privat in verschiedenen Bürgerstuben unterrichtet.
Insofern war der Bau des alten Schulhauses, das in der Brunnenstraße im Dorfzentrum heute noch besteht, in dieser Zeit ein revolutionärer Schritt. Heute dient es als Proberäumlichkeit für die
Vereine.
Dieses Foto aus dem Jahre 1901, auf dem der damalige Schulleiter Hauptlehrer Bürkle mit seinen Schülern vor dem alten Schulhaus posiert, lässt die Enge ahnen, in der sich der Unterricht um die
Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert abspielte.
Dass damals die Kinder körperlich gezüchtigt, d. h. geschlagen wurden nach dem altgriechischen Erziehungsprinzip: „Wer nicht geschunden wird, wird nicht erzogen“, darf nicht verwundern.
Der Turnunterricht fand übrigens in der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg in der Turnhalle des Turnerbundes Selbach statt (s. u.) .
Das Selbacher Schulgebäude mit seiner mehr als 118jährigen Geschichte hatte sich im 20. Jahrhundert endgültig als erneuerungsbedürftig erwiesen. Schon am 15. März 1958 erhielt das Bürgermeisteramt Selbach ein Schreiben, in dem das Staatliche Gesundheitsamt Rastatt das Landratsamt darum bat, der Gemeinde Selbach „die Auflage zu machen, für die Erstellung einer benutzungswürdigen Abortanlage im Schulhaus der Gemeinde zu sorgen“. Damals war Selbach noch eine selbständige Gemeinde. Im Schreiben des Landratsamtes hieß es:
„Die Aborte dagegen befinden sich noch in demselben Zustand wie vor einem Jahr. Sie sind nicht nur primitiv zu nennen, sie sind hinsichtlich ihrer Verwendung in einem völlig unwürdigen Zustand. Auch die hinter den Aborten liegende Abfallgrube gibt erneut Anlass zu Klagen, sie ist nicht überdeckt und geeignet, für die Kinder seuchenhygienische Gefahren heraufzubeschwören.“ (Quelle: Schreiben des Landratsamtes Rastatt. Staatliche Verwaltung. Abt. IIIa vom 14. März 1958. Unterzeichnet von Herrn Dr. Wohl.)
Diese Darstellung der Selbacher Schule durch das Landratsamt erinnert an Hygieneverhältnisse aus dem 19. Jahrhundert. Es wundert daher nicht, dass drei Jahre später am 8. Dezember 1961 das Kreisschulamt Baden-Baden an die Gemeindeverwaltung Selbach schreibt:
„Mit Sorge sieht die Schulaufsichtsbehörde der Entwicklung des Schulwesens in Ihrer Gemeinde entgegen. Wir brauchen kaum daran zu erinnern, dass das Volksschulgebäude 114 Jahre alt und nur bedingt tauglich ist zur Erfüllung der heute von ihm geforderten Aufgaben. Zwei der vorhandenen Säle gehen noch an, der dritte im Erdgeschoss links sieht mehr einer Gefängniszelle als einem Klassenzimmer ähnlich. Abhilfe durch einen bald in Angriff zu nehmenden Schulhausbau ist deshalb dringend notwendig. (…) Wir wären der Gemeindeverwaltung dankbar, wenn sie sich schon im Bälde mit dem Vorhaben eines Schulneubaus befassen wollte, was doch nur im Interesse der dortigen Schuljugend läge.“ (Quelle: Schreiben des Kreisschulamtes Baden-Baden am 8. Dez. 1961 an die Gemeindeverwaltung Selbach, Ldkr. Rastatt.)
Das „Bürgermeisteramt Selbach“ führte 1963, um dieser Anfrage gerecht zu werden, einen Nachweis über die Entwicklung der Schülerzahlen bei der Volksschule Selbach von 1964 bis 1969 durch. So prognostizierte das Bürgermeisteramt im Nachweis über Entwicklung der Schülerzahlen bei der Volksschule Selbach in den Jahren von 1964 bis 1969 rund 174 Schüler für das Jahr 1969. Außerdem hoffte man damals auf die Einschulung der Kinder aus Ebersteinburg in Selbach. Die Selbacher Gemeindeverwaltung beschloss daher, ein neues, großzügiges Schulhaus am Rande des Ortes eingebettet in eine idyllische Obstwiesen-Landschaft zu bauen, zumal der Landtag von Baden-Württemberg versprochen hatte, dass „bei besonderer Notlage von Gemeinden über den bisher üblichen Staatszuschuss hinaus gegangen werden könnte“. Das Kreisschulamt Baden-Baden hatte in seinem Schreiben auf diese Möglichkeit hingewiesen. Mit einem solchen Zuschuss baute die Gemeinde Selbach schließlich ihre Schule in Fertigbauweise. Allerdings konnte der Neubau der Schule, wie sie jetzt vor uns steht, erst 1965 in Angriff genommen werden. Während des Neubaus wurde die Schule von Oberlehrer Kurt Müller betreut, der schon seit 1926 in Selbach unterrichtete und 1964 zum Schulleiter ernannt worden war. Er hatte dieses Amt bis zu seinem Ruhestand im Jahr 1967 inne. Neben ihm amtierte der Oberlehrer Anton Pollinger. 1959 ergänzten der Hauptlehrer August Österle und der Pfarrer Emil Spieler das Lehrerkollegium. Weiteren Zuzug erhielt das Kollegium 1964 durch die Hauptlehrerinnen z. A. Brigitte Weckesser und Grete Wittenberg sowie Frau Henselmann. Der Titel Hptl. (Hauptlehrerin) z. A. (=zur Anstellung) war damals gleichbedeutend mit dem Titel des Beamten auf Probe. 1965 unterrichtete auch die Hptl. z. A. Doris Dieterle an der Selbacher Schule. 1966 kamen Eleonore Wöhler und Hptl. z. A. Bärbel Zehetleithner an die Schule in Selbach, so dass das Kollegium 1968 nach der Pensionierung von Herrn Müller aus Herrn Anton Pollinger , Frau E. Wöhler, Frau B. Zehetleithner, Frau Annette Wiegand und dem Pfarrer Josef Brändle bestand. In dieser Konstellation arbeitete das Kollegium bis zum Beginn der 70er Jahre, bis zum Schuljahr 1971/72, als Herr Kurt Keilhauer Rektor der Selbacher Schule wurde.
Als die neue Schule am 10. Sept. 1965 eingeweiht wurde, sprachen die Zeitungen davon, dass die Einweihung der neuen Schule sowohl ein großer Tag für Selbach (BT), als auch die Schule selbst ein Schmuckstück des Dorfes Selbach (BNN) sei (Badisches Tagblatt (BT) vom 14.Sept. 1965, S. 14 und Badische neueste Nachrichten (BNN) vom 15. Sept. 1965, S. 14 ).
In den BNN hieß es, dass das Schulgebäude nach einjähriger Bauzeit fertiggestellt und seiner Bestimmung übergeben worden sei.
Anschließend lautet der Zeitungstext:
„Nach einem vom Musikverein vorgetragenen Choral begrüßte Bürgermeister Götzmann die Gäste, voran Landrat Dr. Burkard, Oberschulrat Wöhrlein, die Landtagsabgeordneten Gerstner und Schroth. (…)
Landrat Dr. Burkard gratulierte der Gemeinde zu diesem wunderschönen Neubau, ermahnte die Schulkinder, diese mit Hilfe des Wirtschaftswunders geschaffene Möglichkeit fleißig zu nutzen, um selbst
die Vorteile der Wirtschaft genießen zu können und nicht zuletzt auch der Allgemeinheit damit zu dienen.
Auch Oberschulrat Wöhrlein ermunterte die Kinder, eifrig zu lernen, um später geachtete Menschen zu werden, wie etwa die vielen erschienenen Ehrengäste, denn wer nicht lernt und eifrig ist, wird
leicht zum Tagedieb.“
1965 mögen die Ermahnungen des Herrn Landrats und des Herrn Oberschulrats noch gefruchtet haben. Drei Jahre später während der Studentenrevolte konnte mit solchen Ermahnungen niemand mehr hinter dem Ofen hervorgelockt werden. Jetzt begann eine neue Pädagogik, die den Lehrer(inne)n viel Neues abverlangte.
125 Volksschüler zogen in die neue Schule ein und genossen das neue Schulgebäude. Eine neue Schulturnhalle wurde am 6. November 1974 feierlich eingeweiht und den Vereinen und der Schule zur Verfügung gestellt. Allerdings währte die Freude über das neue Schulhaus nur wenige Jahre. Denn zwischen 1968 und 1975 wurde in Baden-Württemberg analog zu den anderen Bundesländern einmal die Gebietsreform durchgeführt, zum anderen erfolgte zur gleichen Zeit eine Gemeindereform. Sowohl die Gebietsreform als auch die Gemeindereform wurden in Baden-Württemberg damals von der Koalitionsregierung aus CDU und SPD initiiert (Vgl. Staatsministerium Baden-Württemberg (Herausgeber), Dokumentation über die Verwaltungsreform in Baden-Württemberg. 2 Bände. Stuttgart 1972, 1976). Diese Reformen, die dem Gedanken einer umfassenden Verwaltungsreform in allen Bundesländern verpflichtet waren, hatten auch auf das Schulwesen große Auswirkungen.
Wollte die Gebietsreform leistungsfähigere Gemeinden und effizienter arbeitende größere Verwaltungseinheiten schaffen, so zielte die Gemeindereform darauf ab, für alle Bürger gleichwertige Lebensverhältnisse herzustellen.
Für die bisher selbständigen Gemeinden Selbach und den erhofften Partner Ebersteinburg bedeutete dies, dass sie sich im Hinblick auf die Gemeindereform entscheiden mussten, wem sie sich anschließen wollten. Ebersteinburg entschied sich für Baden-Baden, und die Gemeinde Selbach wurde in die Stadt Gaggenau aufgenommen. Damit waren die Überlegungen, dass Ebersteinburger Schüler nach Selbach kämen, illusorisch geworden.
Hinzu kam, dass der Schulentwicklungsplan in den 70er Jahren die Oberstufen in den damaligen Volksschulen auflöste und auch dort eine Zentralisierung in Gaggenau stattfand. So wurde die neue Volksschule in Selbach eine reine Grundschule. Ihr verblieben nach dem Wegfall der Hauptschule noch um die 60 Schüler/innen. Für diese Schülerzahl war jedoch die Ebersteinschule zu groß. Sie sollte geschlossen werden.
Im Amtsblatt der Stadt Gaggenau aktuell und informativ, Gaggenau 74 hieß es am 14.6.1974:
„ Schulamtsdir. Betschl vom Staatl. Schulamt Baden-Baden kam am 6. Juni zu einer Schulpflegschaftssitzung nach Selbach. Herr Betschl führte aus, daß die nach den Geburtsjahrgängen zu erwartenden Schülerzahlen in Selbach zu niedrig sind, um in Zukunft eine selbständige Grundschule mit Jahrgangsklassen zu erhalten. Die Grundschüler aus Selbach und Sulzbach sollen daher der gut ausgebauten Merkurschule in Ottenau zugeteilt werden. Zur Zeit ist jedoch die Merkurschule noch nicht in der Lage, diese zusätzlichen Schüler aufzunehmen, weil noch 4 Räume von der Sonderschule belegt sind. Der Neubau der Sonderschule des Landkreises Rastatt in Gaggenau-Bad Rotenfels wurde bereits begonnen. Mit der Fertigstellung ist spätestens in 2 Jahren zu rechnen. Danach werden die Räume in der Merkurschule für die Grundschüler aus Selbach und Sulzbach frei. Bis zu diesem Zeitpunkt hat das Kultusministerium zugestimmt, die Grundschule Selbach in ihrer jetzigen Form und mit den derzeitigen Lehrkräften versehen zu belassen. (…) Herr Bertschl erklärte sich bereit, vor der endgültigen Auflösung der Grundschule Selbach – nach Fertigstellung der Sonderschule – noch einmal mit den Eltern zu einem Gespräch über die dann damit auftauchenden Probleme (Schülertransport usw.) zusammenzutreffen.“ (Auszug aus: aktuell und informativ, Gaggenau 74, S. 10, Schulen, Grundschule Gaggenau-Selbach)
Nun jedoch gingen die Eltern auf die Barrikaden. Sie veranstalteten Bürgerversammlungen und –befragungen. Sie setzten sich für den Erhalt ihrer Schule ein, um zu verhindern, dass ihre Kinder nach Ottenau hätten fahren müssen. Ein Schulbus hätte damals nicht gestellt werden können. Auch nahmen die Eltern das Angebot des Oberschulamtes, ihre Kinder wahlweise nach Ottenau zu schicken, nicht an und blieben ihrer Schule treu. Sie nahmen in Kauf, dass ihre Kinder in kombinierten Klassen unterrichtet wurden. Die erste und zweite und die dritte und vierte Klasse hatten in manchen Fächern zusammen Unterricht. Die Konsequenz aus diesem Tauziehen um den Erhalt der Schule war natürlich, dass die Rektorenstelle an der Schule, nachdem 1974 der Nachfolger von Kurt Müller, der Schulleiter Kurt Keilhauer, in den Ruhestand ging, nicht mehr besetzt wurde mit der Argumentation, man wisse ja nicht, wann die Schule geschlossen würde. Fast fünf Jahre stellte sich jedes Jahr erneut die Frage: Wird die Schule geschlossen, oder bleibt sie für Selbacher Schüler geöffnet? In dieser Zeit fristete die Ebersteinschule ihr Dasein als sog. „Zwergschule“. Zwei Lehrkräfte mussten vier Klassen unterrichten. In dieser Situation wurde der Schulleiter der Hans-Thoma-Schule, Herr Krebs, nebenamtlich dazu angehalten, die Stelle der Schulleitung in Selbach provisorisch zu besetzen. Sein Provisorium dauerte bis zum Schuljahr 1976/1977.
1977 betraute man schließlich Frau Eleonore Wöhler kommissarisch mit der Aufgabe der Schulleitung, ohne dass sie dafür bezahlt worden wäre. Ein Prinzip übrigens, dass noch heute gilt, um dem Staat Geld zu sparen und dass in der Gegenwart wegen der schlechten Besoldung der Schulrektoren dafür gesorgt hat, dass etwa 800 Rektorenstellen im Land nicht besetzt werden können. Frau Wöhler gehörte schon seit 1966 zum Lehrerkollegium in Selbach. Seitdem kämpfte sie gemeinsam mit den Eltern und allen, die sich für die Schule einsetzten, für den Erhalt der Schule. Dass die Stadt Gaggenau den Selbacher Vereinen und der Schule auf dem Gelände neben der Schule eine Turnhalle erbaute, die am 6. Nov. 1974 feierlich eingeweiht wurde, trug sicher mit zum Erhalt der Schule bei. Gegen Ende der 70er Jahre war schließlich die Gefahr einer Schließung der Selbacher Schule endgültig gebannt, zumal sich auch in der seit 1972 allein regierenden CDU-Landesregierung in Baden-Württemberg für weitere Schulzentren keine Stimmen mehr fanden. Kleine Schulen blieben jetzt erhalten und wurden nun von der Pädagogik als besonders wirksam entdeckt. Diese Tendenzwende sorgte auch dafür, dass die Schule in Selbach wieder eine Rektorin erhielt.
Am 6. April 1981 wurde Frau Wöhler, die sich konkurrenzlos um das Amt der Schulleiterin beworben hatte, endlich offiziell als Leiterin der Selbacher Schule von Frau Schulamtsdirektorin Hildegard Kirn in ihr neues Amt eingeführt. Frau Wöhler stand nun der kleinsten Schule im Murgtal mit 62 Schülern vor und führte ein Kollegium von fünf Lehrern, von denen allerdings drei nur stundenweise in Selbach unterrichteten. Ihr Prinzip Hoffnung war, dass in Selbach auch in der Zukunft die Schülerzahlen weiterhin so konstant blieben wie in den letzten Jahren.
Zur Sicherung des Erhalts der Schule gehörte auch, dass die Räumlichkeiten des Gebäudes optimal genutzt wurden. So hielten Vereine wie der Musikverein oder der Harmonikaverein ihre Proben in den Schulräumen ab. Auch die Feuerwehr, die schon seit 1972 für ihre Gerätschaften und ihr Fahrzeug in einem damals für 30 000 D-Mark umgebauten Teil der Schule ihre Unterkunft gefunden hatte, wurde als Beweis für die optimale Nutzung der Schule angesehen.
Einer der verlässlichsten Partner in schulischen Alltagsbetrieb für die Rektoren Müller, Keilhauer und Krebs sowie die Rektorin Frau Wöhler war Herbert Ehlert. Dieser Mann, der schon bei der Einweihung der neuen Schule in Selbach zum Team der Bewirter gehörte, war in Selbach über vier Jahrzehnte hinweg einfach das „Mädchen für alles“. So übte Ehlert neben dem Hausmeisteramt an der neuen Schule das Amt des Wassermeisters aus, der nicht nur Neuanschlüsse, sondern auch bei Rohrbrüchen Hand anlegen musste, der als Wegewart den Posten des Feldhüters wahrnahm, um die Diebe auf den Selbacher Erdbeerfeldern ausfindig zu machen, und der als Ortsdiener tätig war, indem er mit der Schelle in der Hand durch das Dorf zog und die Bevölkerung über die Bekanntmachungen der Gemeinde lautstark informierte.
Nach der Eingemeindung wurde er Mitarbeiter des städtischen Bauhofs von Gaggenau. Jeden Tag war er nun mit seinem Traktor im gesamten Ortsteil Selbach unterwegs und sorgte für Sauberkeit und
Ordnung.
Ehlerts erster Gang jedoch führte ihn jeden Morgen zur Schule, um nach dem Rechten zu sehen. Zu den dortigen Lehrkräften hatte er ein überaus freundschaftliches Verhältnis. Besonders aber lagen
ihm die Kinder am Herzen, denen er häufig ein Eis oder eine Brezel spendierte. Das tat er auch bei seinem Abschied, als er 1993 nach 40jähriger Dienstzeit in den Ruhestand ging.
Schulrektorin Wöhler würdigte in einer kleinen Feier den unermüdlichen Einsatz des ausscheidenden Hausmeisters. Für sie ist mit Herbert Ehlert ein Stück Selbacher „Dorfidylle“ verlorengegangen.
Nachdem Schulleiter Kurt Keilhauer 1974 in den Ruhestand gegangen war, gab es eine Phase der Unruhe an der Schule, da nicht gewährleistet schien, ob sie nicht bald geschlossen würde. Das hatte auch schon seit der Amtszeit von Herrn Keilhauer einen ständigen Lehrerwechsel zur Folge, wenn man sich die Chronik der in Selbach unterrichtenden Lehrer(innen) am Ende dieses Heftes anschaut.
Erst nach der provisorischen Versorgung durch den Rektor der Ottenauer Schule Rainer Krebs und mit der Übernahme der kommissarischen Schulleitung durch Frau Wöhler entwickelte sich ein fester und
bleibender Lehrerstamm. Das waren seit 1983/84 neben Eleonore Wöhler dann Hannelore Stein, Ursula Hofmann-Credner sowie Ernst Edelboeck und im Bereich von HTW wechselnde Kräfte.
Nach dem Ausscheiden von Frau Hofmann-Credner (1992) und dem Weggang von Frau Stein ein Schuljahr später kamen Katja Frank und Claudia Hasel an die Schule. Nun war das Kollegium wieder
vollzählig.
Als im Schuljahr 1993/94 Herr Edelboeck in den Ruhestand ging, ersetzte ihn zunächst Frau Wendt-Klausner, drei Jahre später jedoch Frau Brigitte Knöllner. In dieser Kombination erreichte Frau Wöhler als Schulleiterin ihr Ruhestandsalter und wurde am 30. September 1997 verabschiedet. Ihre Stelle vertrat vorübergehend von 1997 bis zum Schuljahr 1998/99 Herr Gunter Janischowsky. Dann wurde die schon seit 1991 an der Selbacher Schule tätige Katja Frank neue Schulleiterin.
Frau Wöhlers Amtszeit als kommissarische und ernannte Schulleiterin von 1977 bis 1997 war geprägt von zahllosen Neuerungen und Ereignissen, die einerseits zum schulischen Alltag gehören,
andererseits als darüber hinaus gehende Ereignisse der Schule ein besonderes Gesicht geben. Gleich am Anfang ihres Lehrerdaseins erlebte Eleonore Wöhler die Schulreform zu Beginn der 70er Jahre,
bei der die damals achtklassige Volksschule aufgegliedert wurde in die Grund- und Hauptschule mit neun Klassen. Auch der damals aufflammende Kampf um den Erhalt der Selbacher Grundschule, der nur
durch den engagierten Einsatz der Eltern und des damaligen Oberbürgermeisters Helmut Dahringer zur Rettung der Schule gewonnen werden konnte, warf Schatten auf ihre Lehrerlaufbahn. Lehrerin zu
sein, blieb dennoch ihr „Traumberuf“, wie sie es im Interview anlässlich Ihres Abschieds den BNN bekundete (Vgl. Badische Neueste Nachrichten, 4.10.1997. „Von den Schülern wurde ich nie
enttäuscht“. Eleonore Wöhler war die erste Schulleiterin in Gaggenau / 37 Jahre „im Traumberuf“).
So bemühte sich Eleonore Wöhler während ihrer Laufbahn immer, „den Kindern Grundfähigkeiten des Lernens beizubringen, sie nach ihren Fähigkeiten und Begabungen zu fördern und ihnen Grundbegriffe
unserer Kultur nahezubringen.“(Badisches Tagblatt vom 4.10.1997. „Ihren Zwergschülern“ gab sie eine Menge mit fürs Leben“. Eleonore Wöhler, Leiterin der Selbacher Grundschule, geht in den
Ruhestand /Leidenschaftliche Pädagogin blieb sich treu.).
Aus dem schulischen Alltag mit all seinen Anforderungen und Problemen ist vor allem die Feier des 25. Geburtstags der Schule hervorzuheben, der im Juni 1990 gefeiert wurde. Die Presse titulierte ihre damaligen Berichte mit Überschriften wie: „Auch im Jubiläumsjahr leistungsfähig und erfolgreich“ und „Keine Rede von ‚Zwergschule‘.“(BNN vom 25. Juni 1990 und BT vom 22. Juni 1990).
Die Hoffnung von Frau Wöhler auf einen konstanten Schülerbestand hatte sich also erfüllt, ja mehr noch, von einer Schließung war gar nicht mehr die Rede. Im Gegenteil: Die 73 Schüler(innen) in vier Grundschulklassen der Ebersteinschule in Selbach, die von vier Lehrern unterrichtet wurden, benötigten inzwischen selber die von den Vereinen zu ihren Proben genutzten Räumlichkeiten. Oberbürgermeister Dr. Thomas Schäuble versprach den kulturellen Vereinen neue Proberäumlichkeiten im alten Schulhaus in der Brunnenstraße, wenn die Sanierungsarbeiten dort fertiggestellt sein würden. Ebenso wie beim Oberbürgermeister Schäuble war auch bei dem anwesenden Schulamtsdirektor Erwin Riebold keine Rede mehr davon, dass der Bestand der Grundschule in Selbach noch gefährdet sei. Er wies darauf hin, dass die zurückliegenden 25 Jahre eine der bewegtesten Epochen in der deutschen Schulgeschichte gewesen sei und betonte, dass gerade „von den kleinen Grundschulen sehr gute Erziehungs- und Bildungsarbeit geleistet werde. Der Wert der kleinen Grundschulen steht bildungspolitisch außer Zweifel.“1 Riebold schloss seine Rede mit dem Wunsch, dass das Lehren und Lernen in der Ebersteinschule auch in den nächsten 25 Jahren den gewünschten Erfolg haben werde. Der Elternbeiratsvorsitzende Norbert Geißer erinnerte in seiner Ansprache vor allem an die Eltern vor 25 Jahren, die erfolgreich für den Erhalt der Schule gekämpft und die jetzt beim Jubiläumsfest mit großer Hilfsbereitschaft in sehr gutem Einvernehmen mit der Lehrerschaft alles organisiert hätten. Damit der Erfolg auch an einem Zeichen von Sichtbarkeit gemessen werden kann, pflanzte Oberbürgermeister Dr. Schäuble vor der Schule einen Gingo-Baum, eine Baumart die schon 180 Millionen Jahre alt ist und damit die Gewähr bietet, dass sie alle anderen Baumarten überlebt. Inwieweit das für die Dauer des Bestandes der Ebersteinschule übertragbar ist, mag jeder für sich selber entscheiden.
Nachdem Frau Eleonore Wöhler im September 1997 in den Ruhestand gegangen war, wurde im Schuljahr 1997/98 Frau Katja Frank, die schon sechs Jahre an der Ebersteinschule unterrichtete und im letzten Jahr die Schulleitung kommissarisch übernommen hatte, vom Oberschulamt Karlsruhe zur neuen Schulleiterin in Selbach bestellt. Ihre Amtseinführung fand am 24. 07. 1998 statt.
Schulamtsdirektor Gerhard Daul wies in seiner Einführung darauf hin, wie sehr die Anforderungen gestiegen seien, die an eine Rektorin nicht nur von Seiten der Schule und der Eltern, sondern auch
von der Gesamtgesellschaft gestellt würden. „Gerade von der Grundschule werde heutzutage verlangt, dass sie zum einen verstärkt Aufgaben übernehme, die früher von der Familie erfüllt worden
seien, zum anderen aber auch einen guten Grundstein lege für die Vorbereitung der Kinder auf die schnell wechselnden gesellschaftlichen Bedingungen(Quelle: BT vom 25.07.1998).
Schulamtsdirektor Daul “übergab“ die neue Rektorin ihrer Schule mit der Bitte, sie pfleglich zu behandeln(Quelle: BT vom 25.07.1998).
In ihrer Antwort versicherte Katja Frank, dass nicht nur die Anpassung von Unterrichtsformen und –inhalten an die Anforderungen einer sich verändernden Gesellschaft … für sie wichtig“ seien, dass
auch „die Ausbildung von Schlüsselqualifikationen wie Teamfähigkeit; Fairness, Rücksicht und ein offener Umgang miteinander … zur Erziehung“ gehörten (Quelle: BT vom 25.07.1998).
Solche Äußerungen veranlassten die Presse, Frau Frank als eine Rektorin zwischen Tradition und Moderne einzuordnen. Frau Frank initiierte zahlreiche Projekte. Vor allem lag ihr die individuelle
Leseförderung am Herzen, und sie führte die offenen Lernformen an der Schule ein, auf die später die Einrichtung einer Lernwerkstatt unter ihrer Nachfolgerin v. Nayhauss anknüpfen konnte. Für die
Presse war auch die praktische Seite von Frau Frank relevant. Gemeint ist die Aktion, bei der sie und die Eltern selbst zu Pinsel und Farbe griffen, um nach 30 Jahren am 10. 06 1998 das
Treppenhaus zu streichen. Lästig war ihr schon damals die Angewohnheit der Jugend, sich unter dem überdachten Schuleingang zu treffen und ihre Bierflaschen und ihren Feierabfall dort liegen zu
lassen, wie es bei einem Besuch des Gemeinderats und Oberbürgermeisters thematisiert wurde(BNN Ebersteinschule wird „zugemüllt“ vom 9.5.2001).
Die Schülerzahl an der Ebersteinschule stieg während ihrer Amtszeit auf 77. Frau Frank verließ nach dem Schuljahr 2002/2003 zum Bedauern ihrer Kolleginnen die Schule, um eine andere
Schulleiterstelle anzutreten.
Nach dem Ausscheiden von Frau Frank und dem Ruhestand von Frau Knöllner ergänzten Frau Anne Lydia Windt und Frau Christine Fitzek das Kollegium im Schuljahr 2002/03. Das Lehrerkollegium bestand nun aus Frau Windt, Frau Claudia Hasel, Frau Fitzig und Herrn Norbert Kohlrausch als Vertretung für Frau Frank. Er blieb bis zum Schuljahr 2003/04 in Selbach. Als Fachlehrerin für HTW und Sport wurde auch Frau Silvia Schneider-Barros nach Selbach abgeordnet. Als dienstälteste Lehrerin musste Frau Windt kommissarisch die Schulleitung übernehmen, bis eine neue Rektorin gefunden sein würde. Und die fand sich im Schuljahr 2004/05.
Während dieser kommissarischen Tätigkeit von Frau Windt erlahmten die schulischen Aktivitäten an der Ebersteinschule keineswegs. So ist im April 2004 eine große Gemeinschaftsaktion der Schule mit dem Obst- und Gartenbauverein zu verzeichnen. Ein Schulgarten wurde angelegt. Der Hausmeister, Väter, Mütter und Lehrer fertigten vier Hochbeete, während der Obst- und Gartenbauverein einen Apfel- und einen Nussbaum pflanzte. Im Mai des gleichen Jahres wurden an der Schule vier Projekttage unter dem Leitthema „Natur“ durchgeführt, an denen sich das gesamte Lehrerkollegium beteiligte. An den Themen „Garten“, „Pflanzen“, „Tiere“, „Natur“ sollte im Sinne des neuen Bildungsplanes das „Lernen durch freies Arbeiten“ geübt werden.
Frau Barbara-Uta v. Nayhauss – die neue Rektorin
Zwei Schulleiterstellen waren nach dem Weggang von Frau Frank in der Stadt Gaggenau nun noch unbesetzt: Das waren die Stellen in Selbach und in Sulzbach. Schulamtsdirektorin Frau Tubach mühte sich, geeignete Kandidatinnen oder Kandidaten anzusprechen. So trat sie im Dezember 2003 auch an Frau Gräfin Barbara-Uta v. Nayhauss heran, die fast zehn Jahre als Lehrbeauftragte für den Anfangsunterricht am Seminar in Freudenstadt und zuletzt an der Merkurschule in Ottenau tätig war. Frau v. Nayhauss schaute sich die Schule erst einmal an. Hier in Selbach erschienen ihr Natur und Raum sich noch in einem stimmigen Verhältnis zu befinden. Deshalb entschied sie sich, sich um die Schulleiterstelle zu bewerben.
Da Barbara-Uta v. Nayhauss die einzige Bewerberin für die Schulleiterstelle in Selbach war, unterstützte das Staatliche Schulamt in Baden-Baden die Bewerbung. Nach der Zustimmung des Oberschulamtes Karlsruhe und der beteiligten Gremien wie der des Schulträgers, der Stadt Gaggenau und der Schulkonferenz konnte das Besetzungsverfahren zügig durchgeführt werden. Frau v. Nayhauss sollte neben der Schulleitung im neuen Schuljahr 2004/05 in Selbach auch die erste Klasse übernehmen. Am 29.11.2004 wurde die neue Schulleiterin offiziell in ihr Amt eingeführt.
Das Badische Tagblatt titulierte ihre Berichtserstattung über die Einführung von Barbara-Uta v. Nayhauss mit „Mehr als nur Wissensvermittlung“ und skizzierte die Ziele der neuen Rektorin als ein
über die reine Wissensvermittlung hinaus gehendes Konzept, das die „Kinder zur inneren Teilnahme an allem Lebendigen zu erziehen“, „und eine Synthese aus Wissen und Erleben, dem konkreten Umgang
mit allem Lebendigen zu fördern“ seien.
Diese Werte den Kindern zu vermitteln und selbst vorzuleben, sieht Frau v. Nayhauss als ihren erzieherischen Auftrag an.
In den Badischen Neuesten Nachrichten hieß es, dass es mit dem Amtsantritt von Barbara-Uta v. Nayhauss nun „einen neuen Kapitän für ein ‚eingespieltes Team‘“ gebe. Das eingespielte Team, dem die neue Schulleiterin jetzt vorstehe und das sie seit Schuljahresbeginn so herzlich empfangen habe, sei wesentlich der kommissarischen Amtsführung von Frau Windt zu verdanken, betonte Frau Schulamtsdirektorin Hedwig Tubach. Oberbürgermeister Michael Schulz erinnerte in seiner Rede an das hohe Maß an Tatkraft und Engagement, das das Amt der Schulleitung heutzutage erfordere. Er versprach die Unterstützung der Stadt Gaggenau für die Grundschule in Selbach.
Die geschäftsführende Schulleiterin der Gaggenauer Schulen, Rosemarie Wössner-Schinke, wünschte der neuen Schulleiterin, sie möge in der Zukunft an ihr „Ideal ethischer Erziehung“ möglichst nahe herankommen, zumal das kleine Schulparadies in Selbach mit seiner Elternschaft neben dem „strahlenden Optimismus und der Ideenvielfalt“ der neuen Schulleiterin hierzu die besten Voraussetzungen biete(Vgl. Badische Neueste Nachrichten vom 30. Nov. 2004, S. 21). Nachdem auch die Elternbeiratsvorsitzende Brigitte Kammerer der neuen Schulleiterin ihre Glückwünsche zum neuen Start dargeboten hatte, bekannte Josef Tritsch, Schulleiter der Merkurschule in Ottenau und neun Jahre Chef von Frau v. Nayhauss, er sei zur Einführung seiner Kollegin als Schulleiterin „mit einem lachenden und einem weinenden Auge gekommen. Das weinende Auge gelte dem Verlust einer Persönlichkeit mit positiver Ausstrahlung, mit ständiger Lust am Neuen, mit Offenheit und Temperament. Das lachende Auge wünschte der neuen Schulleiterin ein gutes Gelingen für die Realisation all dessen, ‚was Sie sich unter Grundschule vorstellen‘.“(BNN s.O.) Mit diesem Wunschpotential im Gepäck begann Barbara-Uta v. Nayhauss ihre Amtszeit. In einem Interview schon vor ihrer offiziellen Amtseinführung äußerte sich die neue Schulleiterin zu ihren Vorhaben. Ihr sei daran gelegen, den Blick auf die Schüler zu schärfen und diagnostische Verfahren, auch in Kooperation mit dem Kindergarten, auszubauen. Einen praktischen Ansatz, die jeweilige Entwicklung der Schüler zu fördern sieht die Rektorin im Aufbau einer Lernwerkstatt. Ebenso beabsichtige sie, auch zur Förderung der Dialogfähigkeit, eine Partnerschaft mit einer französischen Schule ins Leben zu rufen (Vgl. Badisches Tagblatt vom 26.10-2004 „Eine Idealistin mit Ehrfurcht vor dem Leben“ ).
Neben diesen Absichten ihres Amtsbeginns, die alle realisiert worden sind, stand im Jahr 2005 auch das 40jährige Jubiläum der Selbacher Schule an. Am 17.06.2005 feierte die Ebersteinschule ihr 40jähriges Bestehen. Das ganze Kollegium präsentierte Projekttage.
Frau Windt hatte „Alte Kinderspiele“ vorbereitet, Frau Hasel die „Gladiatorenschule“ initiiert, die die Turnhalle ins Kollosseum verwandelte, Frau Schneider-Barusch studierte mit ihren Kindern den „Turnvater Jahn – wie vor 100 Jahren“ ein.
Frau v. Nayhauss und ihre Projektgruppe führten den Tanz „40 Jahre Ebersteinschule“ auf und Frau Fitzek widmete sich in ihrem Projekt „Spiele(n) wie von Astrid Lindgren“.
In ihrer Rede konnte die neue Schulleiterin den OB, Herrn Michael Schulz, den Ortsvorsteher Herrn Hartwig, zahlreiche ortsansässige Vereine und die Feuerwehr, die Rektoren der drei weiterführenden Schulen in Gaggenau und die Erzieherinnen des St. Nikolaus-Kindergartens sowie als Ehrengäste die ehemaligen Rektorinnen Frau Wöhler, Frau Frank und den ehemaligen Hausmeister Herrn Ehlert begrüßen. Auch der ehemalige Elternbeiratsvorsitzende, Herr Geißer, konnte an diesem Schulfest teilnehmen.
Im Zusammenhang der Vierzigjahrfeier der Ebersteinschule konnte die neue Rektorin ihr Kollegium für die Einrichtung einer Lernwerkstatt gewinnen, in der das Prinzip des selbständigen Lernens im Vordergrund steht. Im Raum der ehemaligen Schulbibliothek finden sich neben Büchern jetzt auch alle Arbeitsmaterialien der Schule versammelt.
Dafür haben viele Helfer, Lehrer, Hausmeister, Eltern und Schüler die Schule vom Dach bis zum Keller entrümpelt und alles gesichtet und neu geordnet. Spenden von Seiten der Sparkasse und der Eltern schufen den finanziellen Rahmen für das Projekt. Die Lernwerkstatt ermöglicht fächer- und jahrgangsübergreifendes Arbeiten ebenso wie die gezielte Förderung schwächerer oder besonders begabter Schüler. Mit der Lernwerkstatt mache die Selbacher Schule im 40. Jahr ihres Bestehens einen Schritt in die Zukunft, schrieb die Presse (BNN Nr. 170, 29.04.2005).
Im Jahr 2005 erfüllte sich ebenfalls der Wunsch, eine Partnerschaft mit einer Schule in Frankreich zu entwickeln.
Aufgrund der Initiative von Mme Caroline Meyer trat die Ecole Germain Muller in Wolfisheim im Elsass in Kontakt zur Ebersteinschule im Murgtal.
2006 besuchten die Ebersteinschüler(innen) und Lehrerinnen zum ersten Mal die französische Partnerschule.
Das heutige Lehrerkollegium in Wolfisheim besteht aus Christine Muller, Patricia Toubert, Pasquale Marczyk und dem „Chef“ der Schule: Mr. le directeur Dominique Klein. Sie haben zugesagt, an der Fünfzigjahrfeier der Ebersteinschule 2015 teilzunehmen.
Bausteine auf dem Weg zur Ganztagesschule
Schon seit dem Beginn ihrer Amtszeit als Schulleiterin musste die neue Rektorin das Profil ihrer Schule erarbeiten und ins Netz stellen. Diese den Schulen abverlangte Arbeit führte dazu, dass das
schulische Geschehen einem ständigen Reflexionsprozess unterworfen war, bei dem es nicht nur darum ging, Unterrichtsmethoden zu verbessern und die Kinder in allen ihren Möglichkeiten zu fördern,
sondern bei kleinen Schulen auch darum, wie der Weiterbestand der Schule gesichert werden könne. Das konnte nur durch die Erhöhung der Attraktivität einer Schule erreicht werden. Dass dabei die
Bedürfnisse der Eltern einerseits eine Rolle spielten, andererseits Mittel und Möglichkeiten der Schulträger ausgeschöpft werden mussten, lag im Zug der Zeit. Ein erster Schritt für Frau v.
Nayhauss, um „materielle, organisatorische und ideelle Hilfe“ für die Schulgemeinschaft zu fördern, war am 3. Juli 2007 die Gründung eines Fördervereins.
Der gegenwärtige Vorstand des Fördervereins besteht aus der 1. Vorsitzenden Monika Braunagel, der. 2. Vorsitzenden Simone Schmidt, der Kassiererin Sabine Rieger, der Schriftführerin Doreen Speer
und den Beisitzern Carmen Schiel, Anja Wittenbecher, B.-U. v. Nayhauss und Claus Westermann.
Mit Hilfe des Fördervereins gelang es, die schon seit zehn Jahren im Selbacher Kindergarten St. Nikolaus durchgeführte Betreuung der altersgemischten Kindergartenkinder und Grundschulkinder im Zeitkorridor von 7.30 Uhr bis 14.45 Uhr nun an zwei Tagen als Hausaufgabenbetreuung auf 16.30 Uhr auszudehnen. Die pensionierte Lehrerin Anne-Lydia Windt kümmerte sich ehrenamtlich um die Kinder der Hausaufgabenbetreuung, die um 14.30 Uhr begann. Der Vorteil der Hausaufgabenbetreuung im Kindergarten war, dass die Schüler dort ein warmes Mittagessen bekamen und wenn sie mit ihren Hausaufgaben früher fertig waren, von den Erzieherinnen des Kindergartens betreut werden konnten. Diese Hausaufgabenbetreuung wurde im Schuljahr 2009/10 dann an vier Tagen angeboten und schließlich ganz in das Nachmittagsangebot der Grundschule integriert. Ab Herbst seit diesem Schuljahr wird also die „Verlässliche Grundschule“ in der Ebersteinschule durch die Stadt Gaggenau gewährleistet.
Dieser Einstieg in die „Verlässliche Grundschule“ kann als der zweite Baustein auf dem Weg in eine offene Ganztagsschule angesehen werden, denn nun konnten Betreuer für den Nachmittag eingestellt werden und die Betreuungszeit vor und nach dem Schulunterricht war garantiert. Die Grundschüler konnten jetzt nicht nur an Schultagen, sondern auch an 30 Ferientagen von der ersten bis zur sechsten Stunde direkt an der Schule betreut werden.
Als dritter Baustein können auch die Vorlesenachmittage und eine „Werkstatt mit Experten von außen“ angesehen werden, bei denen nicht nur die Hausaufgabenbetreuung die Nachmittage mit Sinn erfüllten, sondern schon Grundlagen für einen Nachmittagsunterricht gelegt wurden. Diese Zusatzangebote mit Musik, bildender Kunst, Werken, Basteln, Theater, Tanz und Literatur, Gesundheitserziehung, Waldpädagogik, das von ehrenamtlichen Betreuern und Betreuerinnen des Fördervereins, von Lehrerinnen und außerschulischen Experten übernommen wurde, entwickelten seit 2007 die Ebersteinschule zu einem ganztägigen „Haus des Lernens“.
Die Ausweitung der durchgehenden Hausaufgabenbetreuung durch den Förderverein von montags bis donnerstags jeweils bis 16.30 Uhr und freitags bis 14.45 Uhr, das Zusatzangebot an den Nachmittagen, das primär berufstätigen Müttern entgegen kommt, sowie die Betreuung der Kinder in der Mittagspause durch den Schulträger, erlaubten schon 2009 den Beginn einer Art von „Probebetrieb“ einer Offenen Ganztagesschule. Dieser Probebetrieb fand großen Anklang. Alles lief inzwischen für Rektorin v. Nayhauss auf das Ziel einer Offenen Ganztagesschule zu. Vorher galt es jedoch noch einige Hürden zu überwinden: Der Gemeinderat musste überzeugt, ein Antrag ans Schulamt, Regierungspräsidium gestellt und letztlich die Zustimmung des Kultusministeriums in Stuttgart abgewartet werden.
Frau v. Nayhauss verfolgte mit der Weiterentwicklung der Ebersteinschule zur Ganztagesschule eine doppelte Zielsetzung: Zum einen sollte die Schule durch ihr erweitertes Betreuungsangebot familienfreundlicher werden, zum anderen war auch der Schulstandort zu sichern, da eine Ganztagesschule auch für auswärtige Schüler interessant sein könnte. Am 13. Okt. 2009 beschloss der Gemeinderat der Stadt Gaggenau, dass zum Schuljahr 2010 die Selbacher Grundschule eine Offene Ganztagesschule werde. Auch die anderen Gremien stimmten im Laufe der nächsten Monate dem Vorhaben zu, so dass am 18. Juni 2010 die Einweihung der Ganztagesschule in Selbach festlich stattfinden konnte. Der obige Artikel des BT zeigt, welche Bedeutung die Einrichtung der Ganztagesschule als erste Offene Ganztagesschule im ganzen Landkreis hatte. Ortsvorsteher Michael Schiel sprach von Selbachs „Vorreiterrolle in der Region“ (Vgl. BNN Nr. 170, 21.06.2010). Auch der Gemeinderat der Stadt Gaggenau spendete viel Lob für die Ganztagsbetreuung in Selbach. Der Oberbürgermeister sprach vom „Erfolgsmodell Selbach“.
Dass die Rektorin des Erfolgsmodells Selbach schon im September 2010 im Gemeinderat wieder vorstellig werden musste, um einen Antrag auf Erweiterung der Ganztagesschule wegen der Vielzahl von
Anmeldungen zu stellen, tat dem Lob ihrer Arbeit allerdings keinen Abbruch. Einstimmig sprach sich der Gemeinderat für einen Erweiterungsantrag aus. Auch das Regierungspräsidium Karlsruhe
genehmigte der Grundschule für die Erweiterung sechs zusätzliche Lehrerwochenstunden. Um nun 40 anstelle von ursprünglich 20 Schülern aufzunehmen, habe, so berichtete die Rektorin, das Kollegium,
der jetzige Hausmeister Roland Hatz und der Förderverein die ganze Schule vom Keller bis zum Dach umgeräumt, um durch die Bereitstellung von Möbeln aus dem Helmut-Dahringer-Haus einen Speisesaal
für die 40 ganztagsbetreuten Kinder zu schaffen. Dass dieser notdürftig eingerichtete „Speisesaal“ auf Dauer keine Lösung bleiben konnte, wurde der Schulleitung schon bald klar. Als dann in den
Folgejahren die Stadt die Selbacher Schule sanierte, bat die Rektorin die Stadt, den überdachten Pausenhof mit Glaselementen zu schließen, um dort eine richtige Mensa einrichten zu können. Die
Stadt entsprach ihren Wünschen, so dass die Ebersteingrundschule am 14.03.2014 ihre Schulmensa einweihen konnte.
Zwar hatte OB Christof Florus anfänglich Bedenken wegen der Finanzierung der Mensa ins Feld geführt, doch nun musste er sich überzeugen lassen, dass durch die unermüdliche Werbung der Rektorin
zahlreiche Spenden eingegangen waren und allein vom Förderverein für die Küche ein Betrag von mehr als 19000 Euro zusammengebracht wurde. De facto schon überwiesen, übergab Barbara-Uta v.
Nayhauss einen symbolischen Scheck über die gesponserten Beträge an Stadtkämmerer Andreas Merkel. Für Ortsvorsteher Michael Schiel ist seit Beginn der Tätigkeit von Barbara-Uta v. Nayhauss vor
zehn Jahren ein neuer Geist an die Schule gekommen. Ihr unermüdliches Engagement und ihren Weitblick betonten alle Redner des Abends(Vgl. BT vom 14.03.2014: „Schulmensa: hell, freundlich und
schick“).
Bei diesem chronikalischen Überblick können nicht alle Aktivitäten der Schule genannt werden. Viele der schulischen Ereignisse sind so selbstverständlich, dass Leser wahrscheinlich erstaunt sein würden, sie hier zu finden. Im übrigen ist alles im Fluss.
Andere Aktivitäten wie „Selbach singt“ oder das „Adventssingen in der Schule“ können hier auf der Homepage der Ebersteinschule unter nachgelesen werden.
Eine Lehrer- und Mitarbeiterchronik der Ebersteinschule Selbach, die Artikel über den 50jährigen Geburtstag der Schule in den lokalen Zeitungen, weitere Informationen und eine umfangreiche Bildersammlung erhalten Sie in unserer 124-seitigen Festschrift zum 50jährigen Jubiläum, welche Sie für 5 Euro in der Schule erwerben können.
Verantwortlich für den Text und die Bildauswahl:
Barbara-Uta und Hans-Christoph v. Nayhauss
Websitebearbeitung: A.Buchwald
Ebersteinschule Selbach, Erlengasse 8, 76571 Gaggenau
Tel: (07225) 3761, Fax: (07225) 919882, email: grundschule.selbach@t-online.de
Kommissarische Schulleiterin: Frau Kerstin Senger